Wir räumen Mythen rund um das Multitasking auf!
Mythen rund um das Multitasking
1. Wer viele Aufgaben gleichzeitig erledigt, wird schneller fertig.
Jeder kennt diese Situation: Man arbeitet konzentriert an einer anspruchsvollen Aufgabe und kommt gut voran – und dann fällt einem plötzlich ein, dass man mit der Präsentation im nächsten Meeting dran ist, die Abgabefrist für das Projekt „102“ ist schon morgen und man die Hemden noch aus der Reinigung holen muss. In diesem Moment klingelt dann auch noch das Geschäftstelefon. Man nimmt also den Hörer ab und telefoniert mit dem neuen Kollegen, während man gleichzeitig im Internet nach den Öffnungszeiten der Reinigung sucht. Sobald man den Hörer auflegt, hat man den vereinbarten Termin bereits wieder vergessen. Die Aufmerksamkeit lässt sich nicht in Teile aufspalten, denn im menschlichen Bewusstsein ist immer nur Platz für einen Inhalt. Versucht man dennoch gleichzeitig mehrere Dinge zu bearbeiten, springt der Fokus zwischen den Aufgaben hin und her. Aber jeder Sprung kostet Zeit, denn das Gehirn muss sich jedes Mal die wichtigsten Fakten ins Bewusstsein rufen und die Fähigkeit, zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu trennen, sinkt drastisch. Darüber hinaus werden die Daten kaum im Gedächtnis verankert.
2. Frauen sind besser im Mutlitasking als Männer.
Vor allem Frauen rühmen sich damit, besonders fähig zum Multitasking zu sein oder zumindest besser, als die meisten Männer. Das hat den Ursprung darin, dass es früher vor allem die Aufgabe der Frauen, den Nachwuchs zu versorgen, sich um das Essen und den Garten zu kümmern und gleichzeitig den Haushalt zu erledigen. Da liegt es nahe anzunehmen, dass das weibliche Gehirn mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten kann. Doch zahlreiche Versuche mit Männern und Frauen zeigen, dass es keinen messbaren Unterschied bei der Bewältigung mehrerer Aufgaben gibt und auch genetisch keine Hinweise dafür vorhanden sind.
3. Menschen mit viel Berufserfahrung sind besser im Multitasking, da sie bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben gelöst haben.
Wie aktuelle Studien zeigen, stimmt das leider nicht. Tatsächlich nimmt die Fähigkeit zum Multitasking im Alter sogar immer weiter ab. Durch Unterbrechungen, auch wenn diese nur kurz sind, sinken Leistungsfähigkeit und Gedächtnisleistung deutlich ab und das Stressniveau steigt.
4. Multitasking kann man lernen.
Es ist neurobiologisch erwiesen, dass unser Gehirn sich maximal auf 2 komplexe Aufgaben gleichzeitig konzentrieren kann. Was darüber hinausgeht senkt unsere Leistungsfähigkeit enorm. Trotzdem ist das menschliche Gehirn tatsächlich dazu in der Lage, das Multitasking bis zu einem gewissen Grad zu trainieren. Man wird allerdings immer mit deutlich schlechteren Ergebnissen rechnen müssen, wenn man zwei Aufgaben nacheinander, statt parallel zueinander, bearbeitet.
5. Wer gewohnt ist, viele Medien gleichzeitig zu verwenden, hat Vorteile beim Multitasking.
Die Evolution des Menschen begann vor etwa 7 Millionen Jahren und mit ihr die Veränderungen von Größe, Gewicht und Komplexität des Gehirnes. Doch schon immer hat sich die Anpassung dieses Organes auf sich verändernde Lebensbedingungen langsam vollzogen. In unserer modernen, technologisierten Welt ist der Fortschritt jedoch schnelllebig. So ist es heute üblich, auch in der Freizeit immer erreichbar zu sein. Abends laufen neben dem Fernseher oft auch der Computer und der ständige Kontrollblick auf das Handy versichert, dass nichts Wichtiges verpasst wird. Doch durch die Verwendung mehrerer Medien zur gleichen Zeit überfordert man das menschliche Gehirn. Statt Vorteile für die Bearbeitung mehrerer Aufgaben zur gleichen Zeit zu erlangen, kommt es zu Nachteilen. In Vergleichsstudien konnte festgestellt werden, dass Medien-Multitasker Aufgaben weniger aufmerksam erledigten und sich allgemein schlechter erinnern können.
Bei routinierten Vorgängen wie Kaffee kochen, kopieren oder joggen ist man zwar durchaus in der Lage, die Gedanken schweifen zu lassen und über etwas völlig anderes nachzudenken, bei komplexen Aufgaben sinkt die Leistungsfähigkeit jedoch sehr schnell ab. Sollte man sich dennoch zur gleichen Zeit mehreren fordernden Aufgaben gengenüberstehen sehen, sollten man, falls dies möglich ist, delegieren oder Prioritäten setzen und diese nacheinander abarbeiten. Produktive Menschen arbeiten fokussiert. Sie lassen sich nicht ablenken und legen ihre volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt! Sie kümmern sich nicht um 5 Dinge zur gleichen Zeit, sondern gehen eine Maßnahme nach der anderen an. Diese einfache Grundregel ist ein wahrer Produktivitätsbooster und führt dazu, dass man schneller und erfolgreicher vorankommt.
Beim „Singletasking“ konzentriert man sich auf eine einzige Aufgabe. Ablenkungen und unwichtige Aspekte werden ausgeblendet. Die Vorteile des Singletaskings sind unter anderem, dass man systematischer arbeitet, da man strukturiert ist und jeden einzelnen Schritt aufeinander aufbaut. Zudem ist meist das Endergebnis hochwertiger, da man der Aufgabe seine volle Aufmerksamkeit gewidmet hat. Zudem fühlt man sich weniger gestresst und sieht sich entspannter gegenüber neuen Aufgaben. Singletasking kann also der Schlüssel für eine höhere Produktivität und eine stärkere Effizienz sein.



